Für Schule und KiGa: Hämophilie in Kürze

Worum handelt es sich bei Hämophilie?

Hämophilie (auch „Bluterkrankheit“; Betroffene werden umgangssprachlich auch als „Bluter“ bezeichnet) ist eine Erkrankung, die

  • fast ausschließlich das männliche Geschlecht betrifft
  • Betroffene meist von Geburt an ein Leben lang begleitet
  • nur sehr selten vorkommt
  • nicht ansteckend ist
  • von „außen“ per se nicht erkannt werden kann
  • bis heute nicht heilbar ist

Betroffenen fehlt eine Art „Klebstoff“ im Blut (auch „Faktor“ genannt), der das Blut direkt am Ort einer Verletzung verkleben lässt, um die Wunde infolge zu schließen. Dieser fehlende Faktor wird wöchentlich mittels Spritze (sog. „Faktoren-Konzentrate“) verabreicht – in den ersten Lebensjahren von Ärzten/den Eltern, später durch Selbstverabreichung. Heute gilt Hämophilie als chronische Erkrankung, die gut beherrschbar ist.

Für Schule und KiGa: Hämophilie in Kürze

Besonderheiten der Erkrankung

Bei Blutern

  • verschließen sich Wunden langsamer
  • dauern Blutungen länger als gewöhnlich an
  • können Blutungen im Körper an sich spontan auftreten
  • sind besonders Blutungen in Gelenken sehr schmerzhaft
  • entstehen blaue Flecken beim Anstoßen
  • müssen Ärzte aufgesucht werden, falls der Kopf einem starken Stoß ausgesetzt wurde

Was ist erlaubt – und was ist verboten?

Mit etwas Vorsicht und wenigen Ausnahmen können von Hämophilie Betroffene all jene Dinge tun, die auch gesunde Personen dürfen (etwa auch Basteln mit Scheren). Unter die Ausnahmen fallen Extremsportarten und besonders ausgeprägte Kontaktsportarten wie etwa Eishockey. Wichtig ist, dem Umfeld mitzuteilen und es immer wieder daran zu erinnern, dass man im Umgang mit dem Betroffenen etwas vorsichtiger als sonst sein muss – und dann kann auch etwa Fußballspielen auf dem Programm stehen. Denn gerade für Bluter ist es wichtig, die Aktivitäten nicht zu sehr einzuschränken – denn ohne sie kann sich ein selbstsicheres Körpergefühl kaum oder nur wenig entwickeln. Was infolge das Verletzungsrisiko wieder erhöhen würde.

Generell: Was tun bei Wunden und Stürzen?

Kommt es zu offenen Wunden oder Stürzen oder zum Verdacht auf eine Gelenksblutung müssen/muss die PädagogInnen/das Lehrpersonal sofort geholt werden. Wunden sind sofort fachgerecht zu versorgen und es ist darauf zu achten, ob ein Verdacht auf eine Gelenksblutung vorliegt (mehr dazu etwas später). In weiterer Folge sind die Eltern umgehend zu informieren, da in beiden Fällen (Wunden und Gelenksblutungen) so rasch wie möglich zusätzlich der Faktor gespritzt werden muss.

Fachgerechte Versorgung eines Schnittes

In nur 5 Schritten wird eine Wunde – z.B.: ein Fingerschnitt – fachgerecht versorgt:

  1. Schnitt mit Desinfektionsmittel desinfizieren
  2. Bedecken der Wunde mit einem sauberen Tupfer
  3. Die Wunde für wenige Minuten fest komprimieren (andrücken)
  4. Tupfer mit einer elastischen Binde umwickeln
  5. Abschließend die Wunde nochmals für eine kurze Zeit komprimieren

Fachgerechte Versorgung einer Knieverletzung

Knieverletzungen treten häufig auf – und sind in 4 Schritten fachgerecht versorgt:

  1. Wunde mit Desinfektionsmittel desinfizieren
  2. Bedecken der Wunde mit einer sauberen Wundauflage
  3. Fixierung der Wundauflage (etwas fester) mit einer elastischen Binde
  4. Nach einiger Zeit: Druck der Binde kontrollieren, damit keine umliegenden Blutgefäße abgedrückt werden
  5. Abschließend die Wunde nochmals für eine kurze Zeit komprimieren

Gelenksblutungen: richtiges Erkennen und Handeln

Bei Gelenksblutungen erfolgt eine Einblutung in das Innere eines Gelenks – sie sind

  • ein schmerzhaftes Ereignis
  • zu Beginn von außen nicht erkennbar
  • von den Betroffenen als stechende Schmerzen spürbar
  • in einem späteren Stadium durch ein Anschwellen des Gelenks, durch eine Bewegungseinschränkung und durch eine Überwärmung der Haut gekennzeichnet

Bei Kleinkindern die noch nicht sprechen können, erfolgt die Erkennung über die Bewegungsabläufe; es ist daher darauf zu achten, ob

  • eine Schonhaltung eingenommen wird
  • beim Krabbeln Arme und Beine nicht oder nicht gleichmäßig belastet werden

Zur Feststellung einer Gelenksblutung das Gelenk vorsichtig berühren und fühlen, ob

  • eine Schwellung vorliegt
  • die Haut überwärmt

Für die Bestimmung empfiehlt es sich, das betroffene Gelenk mit dem zweiten, gesunden Gelenk zu vergleichen. Besonders eine Schwellung ist ein deutlicher Hinweis auf eine Blutung im Gelenk.

Liegt eine Gelenksblutung vor, so

  • sollte das Gelenk gekühlt und zugleich geschont werden
  • muss so rasch wie möglich das Faktoren-Konzentrat gespritzt werden

Sonstiges

Stand der Informationen: Februar 2019